Wenn ich gefragt werde, was sich seit den 90ern in Liverpool geändert hat, dann fällt mir als Erstes nicht das gigantische Einkaufszentrum Liverpool One ein oder schicke Restaurants, die es damals nicht gab, sondern das Wuchern mit dem Pfund Beatles
Cooles understatement
Damals gab es, abgesehen vom Beatles-Museum, fast nichts, was darauf hinwies, dass die bis heute bekannteste und bedeutsamste Band der Welt aus der Stadt an der Mersey kam. Die Haltung war eher eine Art Achselzucken und Nicken: Klar, John, Paul, George und Ringo sind hier aufgewachsen. Und, logisch, sind wir stolz auf sie. Aber warum sollen wir mit den Jungs hausieren gehen? Es war schon ein sehr cooles Understatement
Ein wenig schütteln
Manchmal hätte man die Leute schon ein wenig schütteln mögen, dass sie so gar nicht versuchten, die Fab Four zu vermarkten. Aber eigentlich war es einfach nur unglaublich sympathisch.
Ensprechend fremdel ich in der Gegenwart manchmal damit, wie gründlich das Erbe nun genutzt wird. Da gibt es schon manches, was in meinen Augen seltsam ist. Anderes aber ist einfach nur ein schönes Sich-Aneignen (wie zum Beispiel Entwicklungen in Dingle, wo Ringo Starr aufgewachsen ist. Dazu demnächst mehr) Und die grundsätzliche Haltung der Liverpudlians hat sich nicht geändert. Für sie sind die Beatles immer noch jene netten Jungs, die mal nebenan gewohnt haben, sich häufig daneben benahmen, aber aus denen dann ja doch was geworden ist.
Musikerinnen und musiker schreiten voran
Und die Musikerinnen und Musiker? Die allermeisten, mit denen ich gesprochen habe, schätzen das große Erbe sehr – aber sie schreiten eben auch voran. Sie wollen mehr als Coverversionen von Beatles-Songs zu spielen. Und das, denke ich, ist genau das, was auch die Beatles selbst unterschreiben würden. Nicht zuletzt sorgt Paul McCartney ja mit seiner Pop-Uni LIPA dafür, dass junge Talente ihre ganz eigene Stimme finden.