Lange Zeit hieß es, Liverpools Chinatown sei die älteste der westlichen Welt. Ohne dass neue Erkenntnisse genannt würden, bezeichnet man sie nun nur noch als »eine der ältesten Europas«. Wie auch immer: Aus den Handelsbeziehungen zwischen dem Reich der Mitte und Großbritannien, verbunden durch die Häfen in Shanghai und Liverpool, entstand sehr früh eine enge Bindung.
Handel seit 1834
Der erste mit Seide und Baumwolle beladene Frachter aus China lief 1834 im Liverpooler Hafen ein. 1866 folgten die ersten chinesischen Einwanderer – Seeleute, die in den Docks arbeiteten. Sie bezogen ärmliche möblierte Zimmer in so genannten Boarding Houses an der Pitt Street, der Frederick Street und dem Cleveland Square in der Nähe der Hafenanlagen und bildeten dort eine enge Gemeinschaft.
Duldsame Arbeiter
Tee wurde ein weiteres gefragtes Importgut, der Handel mit China boomte, und die Chinesen waren als duldsame Arbeiter an den Docks gefragt. Bereits 1890 öffneten einzelne chinesische Familien jedoch auch ihre eigenen Unternehmen. 1903 gab es 49 chinesische Wäschereien, 13 Boarding Houses und sieben Läden.
Erste Verbindungen mit Einheimischen
Meist blieben die Einwanderer unter sich, aber es gab auch die ersten Verbindungen mit Liverpooler Frauen. So entstand die vermutlich erste europäisch-chinesische Gemeinschaft in einer Stadt.
Verfall und Zerstörung
In den 1930er Jahren, im Zuge der Wirtschaftskrise, die auch den Überseehandel einbrechen ließ, verfielen die Häuser langsam. Deutsche Bomber besorgten 1941 den Rest, um die erste Liverpooler Chinatown dem Erdbogen gleichzumachen. Die Chinesische Gemeinde zog ein Stück weg von den komplett zerstörten Docks in die Gegend um die kleine Nelson Street, die heute als Chinatown wahrgenommen wird.

Aktuell leben um die 10.000 Chinesinnen und Chinesen in Liverpool und Umgebung – entsprechend gibt es auch einiges mehr an chinesischem Leben außerhalb dieser Straße, hier jedoch finden sich die authentischen Restaurants, die auszuprobieren sich lohnt.
Scharf heißt scharf
Aber aufpassen: Authentisch heißt auch, dass »hot« wirklich scharf meint. Im Zweifelsfall nachfragen und etwas als »mild« bezeichnetes bestellen. Für empfindliche Gaumen wird es perfekt gewürzt sein … Ein Tipp für Sparfüchse: Häufig gibt es günstige Menüangebote. Allerdings kann man in einigen Häusern nur bar zahlen.

Den prachtvollen Bogen, die Chinese Arch am Anfang der Nelson Street, gibt es übrigens erst seit 2010. Das kunstvolle Bauwerk war ein Geschenk von Liverpools Partnerstadt Shanghai, um die schon so lange andauernde Beziehung der beiden Städte zu ehren.

