Überwintern (wie Gott) in Frankreich


Eine fast in Vergessenheit geratene britische Tradition ist der Winteraufenthalt an der Côte d’Azur. Überhaupt haben Queen Victoria & Co die französische Mittelmeerküste erst zur Urlaubsdestination par Excellence gemacht – aber eben in jenen Wochen und Monaten, in denen es in good old England unangenehm kühl war. Ab April, wenn es in Nizza, Menton, Antibes und Cannes für Nordeuropäer arg warm wurde, ging es zurück auf die Insel. Ein wunderbarer Brauch!

Die Autorin und ihr Liebster unterwegs in den sonnigen Gefilden Südfrankreichs

Natürlich können sich heute nur noch verbrecherische Oligarchen und ihre Anverwandten aus dem Tech-Sektor einen monatelangen Aufenthalt an Côte d’Azur leisten – aber mit ein paar Tricks reicht es für eine Woche oder vielleicht auch zwei in jener Zeit, wenn die Tage in Deutschland am kältesten sind. Und so lässt sich das Wohlbefinden schon ganz enorm steigern.

Spartipps

Ein Trick lautet: Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Ohnehin angeraten in diesen turbokapitalistischen Zeiten, bieten diejenigen Organisationen, die unter dem Dach des DGB versammelt sind (also, wie ich sie nennen würde: die richtigen Gewerkschaften) einen ganz besonderen Vorteil. Sie gewähren Rabatte auf Unterkünfte in den gewerkschaftseigenen Urlaubsunterkünften. Und an der Côte, in Sainte Maxime direkt an der Bucht von Saint Tropez gelegen, gibt es besonders empfehlenswerte. Hier der Link zu dem Buchungsportal (nein, ich bekomme keine Provision).

Das Schlosshotel Les Tourelles

Sainte Maxime im Winter ist – wie fast alle Orte an der Côte d’Azur, das überbewertete St. Tropez mal ausgenommen – reichlich verschlafen, angenehm leer und ruhig. Trotzdem finden sich genügend Gelegenheiten, gut essen zu gehen (das gehört in Frankreich schließlich einfach dazu), oder auch auf einer sonnenbeschienenen Terrasse einen kleinen Café oder einen Aperitif zu nehmen.

Beim Essen gehen ein Menü wählen

Gut essen und trotzdem nicht arm werden? Der Tipp lautet: Einen der Menüvorschläge wählen, bei denen es zwei oder sogar drei Gänge zum Preise von einem Hauptgericht à la Carte gibt. Und mittags speist es sich noch einmal günstiger – mitunter sogar auf einer Terrasse in der Sonne! Last not least bietet eine Ferienwohnung die Gelegenheit, sich in beispielsweise in Sainte Maximes schöner Markthalle mit exquisiten Leckereien einzudecken und so eine vergleichsweise günstige und trotzdem tolle Mahlzeit zu haben.

Man kann sich auch gleich in der Markhalle an Delikatessen laben

Links und rechts des Ortes locken durchaus anstrengende Wanderungen – nichts, was man bei wärmeren Temperaturen unternehmen möchte, bei 18 Grad im Schatten jedoch genau die richtige Betätigung, bevor man sich einem opulenten Abendessen widmet. Übrigens auch ein Tipp für St. Tropez: Die Wanderung an der Küste der Halbinsel entlang ist sehr viel reizvoller, als obzön reichen Menschen beim Kaffeetrinken zuzuschauen. Überall gibt es atemberaubende Ausblicke auf das Azurblau; die Pinien, die auf Französisch passenderweise Sonnenschirm-Pinien heißen, setzen Akzente.

Natürlich ist nicht alles perfekt: Der motorisierte Individualverkehr kann einen Spaziergang entlang der Küstenstraße zu einem wenig angenehmen Erlebnis machen. Selbst in dieser absoluten Vorsaison schieben die Autos sich häufig Stoßstange an Stoßstange durch die Gegend, bei schönem Wetter kommen laut dröhnende Motorräder hinzu. Dabei gibt es eine S-Bahn, die zwischen den größeren Städten verkehrt, und einen Bus für die Stopps dazwischen.

Ohne Auto mobil

Mit einem solchen Bus erreicht man beispielsweise in 20 Minuten das Bergdorf Grimaud, einen absolut zauberhaften Ort voller Charme, oder auch St. Tropez – das man auch per Schiff ansteuern kann. Saint Raphael, die nächste Großstadt liegt am anderen Ende der Buslinie; von dort aus kommt man auch schnell nach Cannes oder Nizza. Ganz nach Tradition der ehemals an der Küste überwinternden Briten empfiehlt es sich jedoch, nicht zu viel Energie auf Ausflüge zu vergeuden, sondern an Ort und Stelle Licht, Luft und Farben zu tanken. Auf dass der Vorrat reicht, bis es auch in Deutschland Frühling wird.

Blick über Sainte Maxime und die Bucht von St. Tropez

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