Wandern, Wein, Whisky


Churfranken am Main ist ein wahrer Geheimtipp für ausgezeichnete Getränke, entspanntes Wandern und Radfahren

Ein Marketing-Etikett, logisch. Wenn allerdings in einem Gebiet mitten in Deutschland nicht nur guter Weißwein angebaut und gekeltert wird, sondern auch ein hervorragender Roter, Bier gebraut und Whisky destilliert – und es dazu noch eine gute Küche gibt, dann nennt das Fleckchen Erde sich zu Recht »Genussregion«. Erst recht, wenn es sich von einem Genuss zum andern vortrefflich wandern lässt. Oder auch entspannt Radfahren.

Es ist klein, dieses Churfranken zwischen Odenwald und Spessart – gerade mal 60 Kilometer lang und 20 breit. Immer am Main entlang, der hier viele malerische Schnörkel hat und in tiefen Tälern fließt, wodurch die sonnenbeschienenen Steillagen für die guten Tropfen zustande kommen. Historisch gehört die Region zu Bayern, man versteht sich jedoch ausschließlich als Franken – und im Dreiländereck von Hessen, Baden-Württemberg und Bayern als quasi unabhängig von Landesfürsten.

Blick auf Miltenberg

Keine »richtige« Stadt: Das etwa 700 vor Christus gegründete Miltenberg ist schon so etwas wie die Metropole. Bis heute ist der Ort ein Fachwerkjuwel; wer die Fußgängerzone mit ihren vielen individuellen Einzelhändlern entlangschlendert, kann wahre Architekturstudien betreiben. Im mutmaßlich ältesten Gasthaus Deutschlands Zum Riesen wurden schon Kaiser Barbarossa, Martin Luther und der Feldherr Wallenstein bewirtet. Auf deren Spuren man in dem imposanten Haus noch immer trefflich speist.

Das Gasthaus Zum Riesen in MIltenberg

Miltenberg liegt fast am östlichen Ende des 72 Kilometer langen Rotweinwanderweg. »Hier gibt es seit 1000 Jahren Weinbau«, erzählt Winzer Reinhold Hillerich, den wir am Startpunkt der vierten Etappe jenes Wanderwegs in Erlenbach treffen. »Es war eine Garnisonsgegend. Grenzgebiet für die römischen Legionäre, und die mussten zwei Liter Wein am Tag trinken.« Hillerich macht eine Kunstpause: »Zur Desinfektion«, liefert er die Erklärung. Logisch, das Wasser war in jenen Tagen oft verkeimt, da war es allemal sicherer, Alkohol zu trinken.

sonnenverwöhnte hänge

Mitten im Weißweinland Franken sei hier, an den sonnenverwöhnten Nordhängen des Maintals, schon immer Rotwein angebaut worden, zuerst Portugieser, seit 20 bis 30 Jahren vorwiegend Spätburgunder. Und Frühburgunder, muss gleich eingeworfen werden! Denn diese wenig bekannten Tropfen haben unbedingt ihren Reiz – anders als man vermuten könnte, schmecken sie gehaltvoller als die meisten ihrer »späten« Geschwister. So oder so: Preise räumen beide Sorten ab. Ebenso wie auch eine spezielle Rarität: Deutscher Portwein – von Winzer Reinhold Hillerich seit zehn Jahren aus der Spätlese hergestellt.

Die Winzer:innen Anja Stritzinger und Roland Hillerich mit ihren Produkten

Den Rotweinwanderweg hat vor 31 Jahren Willi Stritzinger, der Vater der mehrfach ausgezeichneten Biowinzerin Anja Stritzinger, »erfunden«. Im Traum sei ihm die Idee gekommen, verrät die Tochter und lacht. Natürlich war der Vater ebenfalls Winzer, und er wollte den Tourismus in der Region ankurbeln. Was auf eine angenehm zurückhaltende Art funktioniert hat. Während wir mit Stritzinger auf einer in den Weinberg hineingebauten, überdachten Terrasse sitzen, kommen in Abständen Wandergruppen vorbei. »Wir machen alle sechs Etappen«, erzählt Lisa Neumeyer aus Oldenburg. »Der Weg ist so gut angelegt, dass man nie zu k.o. ist, und immer noch genügend Gelegenheit hat, die leckeren Weine auch zu trinken.«

Auf zwei rädern entlang des mains

Viele Urlauber wählen auch die Fortbewegung auf zwei Rädern. So bietet sich eine Tour entlang des Mains auch für wenig Trainierte an. Ohne Steigungen folgt man den Schleifen des Flusses, in den Dörfern gibt es immer mal wieder ein kleines Museum, eine hübsche Kirche oder auch ein Kloster zu besichtigen. Zum Einkehren locken von Frühling bis Herbst »Häckerwirtschaften« – die woanders Straußen- oder Besenwirtschaften genannten improvisierten Winzer-Gaststätten.

Der Eisweiher der Brauerei Faust

Nicht nur der Weinanbau hat eine tausendjährige Tradition in Churfranken. Historisch ebenso bedeutend waren die Brauereien – oft sehr kleine, die lediglich für die Nachbarschaft und die eigene Gaststätte produzierten. Zwar haben nur wenige die Zeitläufte überlebt, aber sie pflegen die Tradition mit speziellen Sorten, die es nur in der Region gibt. Und treiben dabei häufig einigen Aufwand. So gärt das Bier bei Faust in Miltenberg in offenen Behältern, und die bitteren, an der Oberfläche treibenden Gerbstoffe werden von Hand abgeschöpft. Auch die Craftbiere der Region erhalten regelmäßig Auszeichnungen.

Prämierte whiskys

Und wem nach Wein und Bier und gutem Essen der Sinn nach etwas Stärkerem steht: Seit 2019 gibt es Whiskys aus der St. Kilian Destillerie in dem verschlafenen Örtchen Rüdenau. Mit Equipement aus Schottland, ausgewählt vom schottischen Meister-Destiller, Wasser aus der nahen Ottilienquelle und Hightech-Unterstützung entstehen Tropfen, die – man ahnt es schon – bereits vielfältig prämiert wurden und unter Whisky-Kennern einen hervorragenden Ruf haben.

Informationen

Im Internet: www.churfranken.de Vielfältige Seite der Region u.a. mit „Häckerkalender“ – also Angaben, wann welche Häckerwirtschaft geöffnet hat. In Hauptstr. 57, Miltenberg, gibt es auch hilfreiche Broschüren.

Anreise: Mit dem Auto über die A3 von Würzburg, Abfahrt Wertheim, dann am Main entlang. Bahn-Anreise – ab Würzburg Hbf fährt ein DB-Bus bis Miltenberg.

Übernachten: Selbst erprobt: Landhotel Adler, Bürgstadt. Hervorragende Küche, hübsche, ruhige Zimmer. Doppelzimmer inkl. Frühstück ab 120 € www.adler-landhotel.de

Essen und Trinken: Das Gasthaus zur Krone, Großheubach, wurde zu Recht vom Guide Michelin für sein Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet. Sehr feine regionale Küche.

Sommelière Niki Restel im idyllischen Garten der Krone in Großheubach

Anja Stritzingers Bio-Weingut ist in Klingenberg www.weinbau-stritzinger.de; Reinhold Hillerichs Weine gibt’s in Erlenbach r.hillerich@t-online.de

Die Brauerei Faust in Miltenberg kann besichtigt werden – Verkostungen inklusive www.faust.de

Auch in der Whisky-Destillerie St. Kilian in Rüdenau gibt es Führungen www.stkiliandistillers.com

Wandern und Radfahren: In der Churfranken-Info in Miltenberg (s.o.) gibt die Broschüren Fränkischer Rotweinwanderweg und Die schönsten Radwege unserer Region mit gut ausgearbeiteten Touren.

Transparenzhinweis: Der Recherchetrip in die Region erfolgte auf Einladung des Churfranken e.V. Auf die Berichterstattung haben solche Einladungen keinen Einfluss.

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3 Antworten zu “Wandern, Wein, Whisky”

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