Toronto: Weltstadt, Millionenstadt. In jeder Hinsicht! Da ist die internationale, überaus bunte Bevölkerung: der abgerissene Alkoholkranke, der im Bahnhofsviertel auf einmal vor den eigenen Füßen landet, gejagt von dem Sicherheitsangestellten des Schnapsladens, den er beklauen wollte, die Banker, die ihren Hochhaustürmen für ein Mittagessen in dem begrünten Innenhof mit Kuhskulpturen entkommen, da sind Künstlerinnen und Künstler und eine große LGBTQIA+-Gemeinde. Außer den vielen Hochhäusern gibt es Ecken der Subkultur, das unbedingt in eine Großstadt gehörende Wasser, einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. Und trotzdem auch: viel zu viel Autoverkehr, entsprechend schlechte Luft, Lärm, Nerverei.
Wir waren das vierte Mal in Toronto – und obwohl die Aufenthalte sich über ein paar Jahrzehnte verteilten, fühlten wir uns gleich wieder zuhause, erkannten vieles wieder, konnten problemlos eintauchen in den Rhythmus der Stadt. Was vielleicht auch an unserem Standort lag: im neben dem Univiertel gelegenen Yorkville, wo die LGBTQ+-Gemeinde ebenso zu Hause ist wie unzählige kleine Restaurants mit Küchen aus aller Welt, Kneipen, Platten- und Buchläden. Und die Nebenstraßen dennoch ruhig und grün sind, sodass wir in unserem Hotel (tatsächlich eher ein Hostel, aber zum Hotelpreis – Toronto ist kein günstiges Pflaster) wunderbar ruhig schliefen.
Wer mit dem Zug in der prachtvollen Union Station ankommt (angesichts der langen Strecken bei Fahrten von einer Stadt in eine andere sehr zu empfehlen), kann die feine Art Deco-Architektur genießen, bevor es rausgeht ins pralle Stadtleben. Zum CN-Tower und in das Hafenviertel, in die fremde Welt von Chinatown und die bekanntere von Kensington Market. Oder man schlendert die Yonge Street hoch gen Norden, durch den Entertainement-District mit herrlichen alten Amüsierpalästen, dem Shopping-Tempel Eaton Centre am Dundas’ Square, der ein zweiter Times Square sein will, bis zum Univiertel und der herrlichen Public Library. Ein architektonisches Highlight von Raymond Moriyama, findet sich unter den Sammlungen ein besonderes Schmankerl für Krimiliebhaberinnen wie mich: Der Arthur Conan Doyle Room. In Sherlock Holmes imaginierten Arbeitszimmer finden sich tausende von Ausgaben der Original-Geschichten, Übersetzungen und Pastiches, populäre und wissenschaftliche Sachbücher über den legendären Detektiv. Ich hätte Stunden und Tage dort verbringen können!
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