Die Gasse der Obsthändler


Bewegen wir uns ins Epizentrum des Ausgeh-Liverpools, in das Ziel der Träume aller Beatles-Fans, an die Stätte, wo die Fab Four bekannt wurden: Zur Mathew Street.

Zu der Zeit, als Liverpool noch eine wichtige Hafenstadt war, standen hier Lagerhäuser für Früchte. Der Obstmarkt war in der Nähe, die Docks, wo die leckere Ladung ankam, ebenso. Das Grapes war die einzige Kneipe direkt in der schmalen Gasse. Damals natürlich ein Pub für die Händler.

Der tief unter der Erde liegende Keller, in dem der Cavern Club ursprünglich war – eine ganz eigene, verwirrende Geschichte, die noch einmal separat erzählt werden wird – war ein Weinkeller. Und entsprechend war es darin so feucht, dass die Gitarren der Beatles häufig Kurzschlüsse hatten.

Marketing-Magnet Mathew Street

Ich will ehrlich sein: Mein Ding ist die Mathew Street nicht mehr. So richtig war sie es eigentlich nie – für mich immer zu überdreht, zu laut, auch zu Zeiten, als Liverpool die Beatles noch gar nicht so sehr als Marketing-Magnet genutzt hat, schon zu marktschreierisch auf die Fab Four fokussiert. Schon damals war das zweite Clubviertel, das irgendwann den Namen Rope Quarter erhielt, eher mein und unser Ding. Und mittlerweile ist es im Cavern Quarter, das im Wesentlichen aus der Mathew Street besteht, noch rummeliger geworden.

Dennoch gehörte und gehört zumindest ein Bummel durch die legendäre Meile zu einem Liverpool-Besuch. Und sei es nur, um die Party-Outfits der Feierwütigen zu bewundern.

Das Bier zum Abschluss solch eines Bummels gibt’s dann manchmal im ersten irischen Pub Englands, dem Flanagan’s Apple am nördlichen Ende der Mathew Street, öfter noch im wirklich großartigen White Star, einen Steinwurf vom Rummel entfernt – einer jener wahren, wahrhaftigen, unkapputbaren, echten Pubs. Wo sich kaum jemals ein Junggesell(inn)en-Abschied hinverirrt, und die Beatles-Erinnerungsstücke an den Wänden einfach nur Teil der Historie sind, kein Marketing-Gag.


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