Freundlichkeit

Wie illustriert man einen Beitrag zum Thema Freundlichkeit in Großbritannien, in England, in Liverpool? Wie ich finde, ein passendes Thema für das gerade begonnene Jahr. Denn die Offenheit der Menschen gerade im Norden der Insel überrascht Reisende immer wieder, vor allem, da sie dem Klischee des zugeknöpften Engländers so völlig entgegengesetzt ist.

Ich habe mich für das Graffiti von 2019 an der Seite des Flanaghans-Gebäude in der Mathew Street entschieden. Weil es so nett wirkt, auch so ein wenig absurd an dem großartigen Irish Pub wirkt, man aber automatisch die Mundwinkel verzieht, wenn man es sieht.

Angenehmer Alltag

Ich kann die Gelegenheiten, bei denen ich in Liverpool einen netten Small Talk mit Fremden hatte, nicht mehr zählen. Oft genug habe ich dabei kaum etwas verstanden – das Scouse lässt grüßen – vor allem, wenn das Gespräch in einem Pub stattfand und alle Beteiligten schon ein paar Pints intus hatten. Die Haltung, die ein ehrliches Willkommen und ein Interesse an der eigenen Person signalisiert, ist jedoch immer erkennbar. Und solch eine Grundhaltung macht das alltägliche Leben einfach so viel angenehmer als das deutsche Zugeknöpftsein.

Hilfsbereitschaft

Und es bleibt mitnichten bei den Gesprächen: Noch heute, Jahrzehnte später, könnte ich vor Scham in den Boden versinken, wenn ich daran denke, dass mir einmal von einem ärmlich aussehenden älteren Mann das Busticket bezahlt wurde. Der Hintergrund: Ich hatte nur einen zehn-Pfund-Schein und der Busfahrer teilte mir mit, er könne nicht wechseln (heute gilt generell, dass man die exakte Summe haben muss, falls man nicht gleich mit Karte zahlt). Anstatt nun auszusteigen, mir den Schein im nächstgelegenen Laden wechseln zu lassen und den nächsten Bus zu nehmen, habe ich – ich muss es zugeben – mich aufgeregt. Woraufhin jener Mann hinter mir meinte, er würde für mich bezahlen. Nicht ohne mich mit dem typischen, und nicht ironisch gemeinten, ›Luf‹ – also: ›Love‹ anzusprechen.