Es ist Freitag und somit die beste Zeit für einen Post über eine legendäre Liverpooler Kneipe. Das Ye Cracke liegt in der winzigen Rice Street gleich hinter dem LIPA, Paul McCartneys Popuni, und es war lange Zeit John Lennons Stammkneipe. Logisch, denn gleich angeschlossen an das heutige LIPA war die Art School, die er besuchte.
Künstlerkneipe Ye Cracke
Somit waren die schlichten, ineinander verschachtelten Räume ein Treff für all die angehenden Künstlerinnen und Künstler – unter ihnen auch Cynthia Powell, die spätere erste Mrs Lennon, Stuart Sutcliffe, der erste Bassist der Beatles und Lennons bester Freund, Rod Murray, der ebenfalls für kurze Zeit bei den Beatles den Bass spielte, und Bill Harry, der später die wichtige Zeitschrift Mersey Beat über die Musikszene der Region gründen sollte.
Die Dissidenten
Mit Sutcliffe, Murray und Harry gründete der junge Lennon im Juni 1960 seine „andere Band“, die Dissidenten. Man saß in einer der Nischen zusammen, trank und rauchte – und wollte die Welt verändern. Aber alle trieb auch die Entschlossenheit um, „Liverpool auf die Landkarte“ zu setzen – ein Wunsch, den man versteht, wenn man weiß, wie heruntergekommen und unbeachtet Nordengland damals war und dass alles Wichtige sich in London abspielte. Nun, es ist ihnen geglückt! Darauf ein Pint!
Ja, es sieht schlicht aus im Ye Cracke. Vor allem im Vergleich zu all den prachtvollen Kneipen in Liverpool. Aber: Noch immer sitzen hier junge Menschen, die die Welt verändern wollen.
Politische Plakate
An den Wänden hängen etliche politische Plakate, alte und aktuelle. Ein großformatiger Boycott-Aufruf die Sun betreffend, jenes wirklich grauenhafte Boulevardblatt, das Fans des FC Liverpool in der Hillborough-Tragödie vorschnell und fälschlicherweise an den Pranger stellte (mehr dazu später einmal) fällt ins Auge.
Das Hausverbot
Das lokale Bier ist günstig. Und die Wirtin resolut. Da muss man doch sofort an ihre Vorfahrin als Landlady denken, die John Lennon Hausverbot erteilte, nachdem er sich einmal besoffen allzu schlecht benommen hatte. Wer die Liverpooler Kneipenkultur kennt, weiß, dass das schon sehr, sehr, sehr schlecht gewesen sein muss. Auch als der Musiker ein Weltstar war, hob sie es nicht auf. Sie sind konsequent, die Scouser.