Sitting at the Docks


of the Mersey. Begeben wir uns an einem der Lieblingsplätze von Liverpool-Gästen, aber auch Einheimischen. Die Hafenanlagen, die sich von der Mündung der Mersey in die Irische See in Crosby bis zum Brunswick Dock vor Dingle erstrecken – rund 12 Kilometer mit knapp 30 einzelnen Docks – sind ein ganz besonderer Ort. Richtig schön ist es allerdings nur in deren touristischem Zentrum. Die ganze Strecke am Wasser entlangflanieren ist zum Beispiel nicht möglich, da strandet man im Norden auf Höhe des Fährterminals zur Isle of Man, im Süden an der Marina auf Höhe des Baltic Triangle. Nicht umsonst trägt der tatsächlich schöne Teil den Namen Parade – Prince’s, bzw. King’s Parade. Aber das ist schon ein Stück, das zu erkunden sich lohnt!

Der Klassiker ist natürlich, dort zu sitzen, wo die Prachtgebäude der »Drei Grazien« stehen, wo die Beatles im Denkmal auf ewig nach Amerika aufbrechen, wo auch die Hafenrundfahrten und die berühmte Mersey Ferry ablegen.

Am bekannten Albert Dock gibt es jede Menge Cafés, Bars und Restaurants. Man kann sich jedoch auch auf einer Bank an der Uferpromenade niederlassen mit Blick auf die breite Mersey, die den Tidenhub der Irischen See verzeichnet und Fernweh ebenso befördert wie das Gefühl, am genau richtigen Platz zu sein. Dabei hat man zugleich die ganze ambivalente Geschichte der Stadt direkt im Rücken.

Hier wurde der Reichtum der Stadt generiert: Man verschiffte die englischen Waren, die über den Liverpool-Leeds-Kanal ankamen – in der Anfangszeit vor allem Textilien aus Manchester – und entlud die aus den Kolonien kommenden Schiffe, die wertvolle Rohstoffe brachten. Last not least nahm man eine bedeutende Rolle im schmutzigen Dreieckshandel mit Sklaven ein: Europäische Waren wurden auf in Liverpool gebauten Schiffen (Liverpool war hier zeitweise weltweit führend) von der Stadt aus nach Afrika gebracht. Für die Weiterfahrt »belud« man die Schiffe mit Sklaven für die so genannte neue Welt. Im International Slavery Museum (Teil des Maritime Museum) arbeitet die Stadt diese unrühmliche Geschichte auf.

Das wunderschöne Café im Dachgeschoss des Maritime Museum ist leider aktuell geschlossenen Veranstaltungen vorbehalten

Eine Empfehlung, unbedingt! Ebenso wie all die anderen Museen dort am Wasser. Für Beatles-Fans ist natürlich das Beatles Museum ein Muss, wenige Meter davon entfernt ist die einzige Tate Gallery-»Zweigstelle« außerhalb von London, und gleich gegenüber dem Maritime Museum befindet sich das großartige Museum of Liverpool. Diese beiden Häuser – getrennt und zugleich verbunden durch das Canning Dock, in dem seit vielen Jahren Schiffe liegen, die zum Maritime Museum gehören – schaffen es gemeinsam, einem auf durchaus unterhaltsame Art die besondere Geschichte dieser besonderen Stadt nahzubringen. Bei freiem Eintritt!

Der derzeitige Blick über das Canning Dock zum Museum of Liverpool (Foto: Armin Tilke)

Eben jenes Canning Dock soll ab diesem Herbst umfassend saniert werden, vor allem eines der größten Trockendocks wird dann zugänglich sein. Gemeinsam mit einer neuen Fußgängerbrücke über das Canning Dock gibt es dann eine weitere Verbindung der beiden wichtigen Museen und dem Fluss, der hier so beeindruckend weit ist, dass man das nahe Meer schon spürt.


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